heute in 365 Tagen - Interview für NZZ Jobs

February 2, 2022

Weniger Prozesse, Vorschriften, Regeln und Kontrolle – dafür mehr Vertrauen, Freiheit und Wertschätzung. Das wünscht sich Dominik Hanisch nach Corona. In unserer Interviewreihe "heute in 365 Tagen" sieht Hanisch auch Positives aus der Corona-Krise. Viel Spass beim Lesen.

Frage 1: Wie hat die Nachricht des Corona Virus Sie bei der ersten Welle erreicht und persönlich geprägt? Welche Bilder haben Sie dabei im Kopf?

Ich arbeitete an diesem Tag bei der Energie Wasser Bern, als es hiess «ab morgen bleiben bis auf weiteres alle zuhause». Danach hat man sich versucht mit der Situation zu arrangieren. Man hat sich zuhause anders eingerichtet, hat begonnen seine täglichen Routinen anzupassen und probierte neue Arten und Technologien aus, um sich miteinander auszutauschen, zu vernetzen, zu arbeiten, Sport zu treiben oder die Freizeit zu geniessen. So leer alle Städte, Parks, Restaurants und Büros auch waren, so unglaublich zahlreich und motiviert tummelten sich die Menschen in den virtuellen Welten.

Frage 2: Sie sind Gründer des Netzwerks «Innovationshelden». Mittlerweile umfasst dieses Netzwerk über 150 Heldinnen und Helden. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag heute aus?

Bei den Innovationshelden steht Open Innovation und Diversität im Vordergrund. Wir begleiten Firmen auf Mandatsbasis bei der Entwicklung von neuen Ideen und Innovationen, indem wir bestehende Firmen, Branchen und Teams durchmischen und damit die Diversität und deren Innovationskraft fördern. Die Pandemie machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung, da eine «Durchmischung» einfach nicht mehr möglich war. Die Türen der Unternehmen blieben für externe geschlossen und auf externe Anlässe und Workshops wurde verzichtet. Durch die Pandemie mussten wir uns neu erfinden und an unserer Value Proposition arbeiten. Heute helfen wir Unternehmen, dass sie sich selber helfen können. Mit unserem Framework «New Product Development» ermöglichen wir Ihnen ihre Innovationen und Projekte von Anfang an besser zu beginnen und erfolgreich umzusetzen.
Heute sind wir eher in der klassischen 1:1 Beratung und im Bereich der Wissensvermittlung tätig.

Frage 3: Was hat Sie in dieser Krise am meisten berührt?

Der Zusammenhalt, die wiedergefundene Menschlichkeit, die gezeigte Empathie sowie der gemeinsame Wille, neue Lösungen zu finden. Für mich, alles Grundlagen von Innovation und passend zu meinen Werten.

Frage 4: In Ihrem CV steht unter: Worin ich wirklich gut bin: Motivieren und Begeistern. Müssen Sie in der aktuellen Zeit mehr motivieren und begeistern?

Ja, tatsächlich. Nicht nur andere, sondern auch mich. Wir haben gelernt mit der Situation umzugehen und befinden uns wieder in einer Komfortzone. In einer Komfortzone können wir nicht innovativ sein, sondern lassen uns treiben ohne den Status Quo zu hinterfragen. Mit meinem Handeln versuche ich Begeisterung und Neugierde für Neues zu wecken, sodass wir wieder in eine Lernzone gelangen – dann entsteht Motivation automatisch.

Frage 5: Wie schätzen Sie die Arbeit unserer Regierung in Zusammenhang mit der Pandemie ein?

Ich kenne mich in der Arbeit der Regierung, deren Herausforderungen und deren Aufgaben nicht aus, daher bin ich der Falsche ein Urteil darüber zu fällen. Ich bin sicher, dass sie ihren Job zum Wohle der Bevölkerung bestmöglich praktizieren. Ich fühle mich auf jeden Fall sicher, gut begleitet und informiert.

Frage 6: Neben der vierten Welle hat uns auch Omikron erreicht. Viele sind wieder im Homeoffice. Allerdings ist die Zahl der Infizierten weiterhin stark steigend. Auf der anderen Seite könnte Omikron auch eine Chance sein. Wie weiter, Ihre Einschätzung?

Die Entwicklung der Pandemie und die damit verbundene Unsicherheit, können für viele nervenaufreibend und belastend sein. Doch wenn man die Unsicherheit aus den Augen eines Entrepreneurs sieht, ist jede Unsicherheit eine Chance – welche Chancen dies sein könnten, wird sich zeigen. Vielleicht werden wir uns auf der technischen Seite mit Metaverse und co. noch weiter in die digitalen Welten bewegen oder uns persönlich weiterentwickeln und z.B. unsere Resilienz stärken können. Was auch kommt, wir werden lernen mit der Situation umzugehen und das bestmögliche daraus zu machen.

Frage 7: Können Sie der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen?

Sehr vieles. Wie eingangs erwähnt, durften wir einen digitalen Aufbruch erleben, der so – in dieser Geschwindigkeit – wahrscheinlich nie eingetreten wäre. Weiter war weltweit eine Innovationskraft zu spüren, die ich so noch nicht erleben durfte. Es wurden gemeinsam Lösungen für neue Probleme entwickelt, es wurde experimentiert und daraus gelernt – und dies in kürzester Zeit. Und wahrscheinlich ist es vielen Firmen gar nicht bewusst, dass sie damit ganz nach dem Ansatz von Lean Innovation (build, measure, learn) gehandelt haben.  

Frage 8: Was wünschen Sie sich für nach der Corona-Krise? / Gibt es etwas was Sie gerne beibehalten würden von den Auswirkungen der Corona-Krise?

Ich würde mir wünschen, dass die Unternehmen diese Innovationskraft bewahren könnten und nicht wieder in ihre alten Muster rutschen würden. Die Menschen, die gewonnene Freiheit und das von den Unternehmen geschenkte Vertrauen (freiwillig oder unfreiwillig) haben gezeigt, dass die Mitarbeiter produktiver, innovativer und effizienter zusammenarbeiten können als vor der Krise. Weniger Prozesse, Vorschriften, Regeln und Kontrolle – dafür mehr Vertrauen, Freiheit und Wertschätzung.




Name: Hanisch
Vorname: Dominik
Berufsbezeichnung: Gründer, Entrepreneur, Autor, Dozent und Innovationsexperte
aktueller Arbeitgeber: EWB und selbständig
Alter: 45 Jahre

https://jobs.nzz.ch/ratgeber/artikel/822/heute-in-365-tagen-dominik-hanisch-gruender-entrepreneur-autor-dozent-und-innovationsexperte

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